Benedikts Via Dolorosa

Benedikts Via Dolorosa - Arte - 18. Juni - 20:15 Uhr
Film von Jesus Garces Lambert, Ernesto Pagano, Lucio Mollica Dokumentation Italien 2013 - Thema: 100 Tage Papst

Der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi enthüllte in zwei Büchern geheime Dokumente über dubiose Geschäfte der Vatikanbank und über Missmanagement und Intrigen innerhalb der Verwaltung des Vatikanstaats. Die Dokumentation folgt dem Kenner der Kurie, für den der spektakuläre Rücktritt von Papst Benedikt XVI. nicht überraschend kam, und lässt ihn eine Bilanz der achtjährigen Amtszeit von Joseph Kardinal Ratzinger als Oberhaupt der katholischen Kirche ziehen.

Im Jahr 2009 schrieb der investigative, italienische Journalist Gianluigi Nuzzi ein Buch, das den Vatikan erschütterte. "Vatikan AG" enthüllte geheime Dokumente über die dunklen Geschäfte der Vatikanbank und wurde sofort zum Bestseller. Im Jahr 2012 brachte Nuzzi mit seinem Buch "Seine Heiligkeit. Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI." den Heiligen Stuhl erneut zum Beben, dieses Mal mit Hilfe des Dieners des Papstes. Der Skandal, den die Dokumente auslösten, wurde als "Vatileaks" bekannt und enthüllte die tiefen Gräben und heftigen Rivalitäten innerhalb des Vatikans.

Wer den Papst genauer beobachtet hatte, so Nuzzi, konnte von seinem Amtsverzicht, ein seit 600 Jahren einmaliges Ereignis, nicht wirklich überrascht sein. Der Journalist blickt in dieser Dokumentation auf Benedikts acht Jahre währendes Pontifikat zurück. Der Film macht die Kämpfe eines isolierten Papstes deutlich, der mit einer Kurie konfrontiert war, die unter seinem Vorgänger Johannes Paul II., der sich den großen Auftritten weltweit verschrieben hatte, außer Kontrolle geraten war. Nuzzi beobachtete kritisch, wie sich Krise an Krise reihte: der Skandal um die Vatikanbank, der ein unglaubliches Maß an Korruption enthüllte, die pädophilen Ausschweifungen von Priestern weltweit, "Vatileaks" und die innervatikanischen Konflikte, die den kleinen Staat als in Machtkämpfen zerrissen offenbarten. 

Nuzzi vermutet, dass der Papst seinen Abschied schon seit langem geplant hatte. Und er erinnert an einen Kardinal Ratzinger, der nicht Papst werden wollte, an einen Papst, der nicht Teil des Systems sein wollte, an einen konservativen Theologen, der sich lieber mit der Mission der Kirche auseinandersetzte als mit den Abgründen, in die sich ihre höchsten Diener hineinmanövriert hatten - und an einen mutigen Pontifex, der die vorbildliche Rolle der Kirche wieder herstellen wollte. 

Doch die Scheinwerfer der öffentlichen Aufmerksamkeit lassen sich in Zeiten des Internets nicht mehr abblenden und machen konsequente Entscheidungen notwendig - auch wenn sich die Geheimnisse hinter dicken vatikanischen Mauern befinden. Das Ende des Pontifikats Benedikts XVI. macht dies sehr deutlich.

Hintergrundinformationen: 
Es war eine große Überraschung, als im Februar 2013 das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI., den Rücktritt von seinem Amt bekanntgab. Das hatte es seit Jahrhunderten nicht gegeben. Eine weitere Überraschung war am 13. März die Wahl Jorge Mario Bergoglios, Erzbischof von Buenos Aires, zu seinem Nachfolger. Der Themenabend bilanziert die Amtsperiode Joseph Ratzingers, stellt den neuen Mann auf dem Heiligen Stuhl vor und blickt auf die ersten 100 Tage seiner Amtszeit zurück. Im anschließenden Gespräch gibt Vatileaks-Autor Gianluigi Nuzzi seine Einschätzung zu den Machtspielen im Vatikan.

"Habemus Papam" schallte es am 13. März 2013 vom Balkon des Petersdoms. Nach dem Rücktritt Benedikts XVI. hatte sich das Konklave der wahlberechtigten Kardinäle sehr schnell auf ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche geeinigt. Wer aber ist Jorge Mario Bergoglio, der sich Franziskus zum Namen wählte und der am 21. Juni 100 Tage im Amt sein wird? Und in welcher Verfassung befindet sich die Kirche, die er von seinem Vorgänger übernommen hat? Diese Fragen versucht der Themenabend zu beantworten. 

Zu Beginn folgt ARTE dem investigativen Journalisten Gianluigi Nuzzi. Er blickt auf die acht Jahre der Amtszeit Papst Benedikts XVI. zurück. Untersucht werden dabei gezielt die Ereignisse, die zu Benedikts Rücktritt führten. Viele Menschen nahmen Joseph Ratzinger als einen zögernden, ja fast entscheidungsunwilligen Papst wahr. Doch der Schein könnte trügen. Die Dokumentation enthüllt die Schwierigkeiten eines durchaus mutigen Papstes, der nicht Teil eines korrupten vatikanischen Systems sein wollte.

Papst Franziskus schlägt nun neue Töne an. Er tritt für eine Kirche der Armen ein. Gleich nach seiner Wahl wurde deutlich, dass er auf den Pomp der katholischen Kirche keinen Wert legt. Und die Geschichte des neuen Kirchenoberhauptes lässt vermuten, dass in ihm ein kämpferischer Geist steckt. Für viele Katholiken kam die Entscheidung für den bisherigen Erzbischof von Buenos Aires als Nachfolger auf dem Stuhl Petri überraschend. 

Die zweite Dokumentation des Themenabends bringt den Zuschauern den Menschen Jorge Mario Bergoglio näher. Im anschließenden Gespräch gibt Vatileaks-Autor Gianluigi Nuzzi seine Einschätzung zu den Machtspielen im Vatikan.