Die Generalaudienz am 15. Mai mit Papst Franziskus

Papst Franziskus hat bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz am 15. Mai die Christen zum täglichen Gebet ermuntert. "Wie viele von uns beten täglich zum Heiligen Geist?", fragte er bei seiner Generalaudienz vor mehreren Zehntausend Teilnehmern am Mittwoch. Mit der Katechese setzte der Papst seine Ausführungen vor dem Pfingstfest zur zentralen Bedeutung des Heiligen Geistes für den christlichen Glauben fort. Dieser Geist führe die Menschen zur Wahrheit und sei ein Geschenk des auferstandenen Jesus, der selbst diese Wahrheit verkörpere. Deshalb sei die Wahrheit "kein Besitz", sondern liege in der Begegnung mit ihm, unterstrich Franziskus.

Papst Franziskus erinnerte daran, dass Benedikt XVI. oft vor einem Relativismus gewarnt habe, der alles in Zweifel ziehe - letztlich auch, dass es überhaupt eine definitive Wahrheit gebe. Die Skeptiker betrachteten sie lediglich als Produkt eines Konsenses oder des eigenen Willens. Dies verglich Franziskus mit dem römischen Statthalter Pontius Pilatus, der Jesus bei seinem Prozess gefragt habe: "Was ist die Wahrheit?" Dabei habe sie direkt vor ihm gestanden.

Die Übersetzung der Zusammenfasssung der Katechese von Papst Franziskus wurde von einem Mitarbeiter der deutschsprachigen Abteilung des Vatikans wie folgt auf Deutsch verlesen:
Liebe Brüder und Schwestern, heute wollen wir der Frage nachgehen, wie der Heilige Geist in der Kirche und in jedem von uns wirkt. Jesus verheißt seinen Jüngern, dass der Heilige Geist sie „in die ganze Wahrheit einführen" (Joh 16,13) wird. Benedikt XVI. hat oft auf die Gefahr des Relativismus hingewiesen, einer Haltung, die meint, es gäbe nichts Sicheres, Wahrheit sei nur Produkt der Übereinstimmung oder des eigenen Willens. Schon Pilatus fragte Jesus: „Was ist Wahrheit?" Er erkannte die Wahrheit nicht, und doch stand mit Jesus die Mensch gewordene Wahrheit vor ihm. Der Sohn Gottes ist für uns „Fleisch geworden" (Joh 1,14), hat unter uns gelebt, damit wir die Wahrheit in Person erkennen können. Diese Erkenntnis schenkt uns der Heilige Geist. Er führt uns „zur" Wahrheit und „in" die Wahrheit, indem er uns innerlich erleuchtet und belebt. Wie kann das Licht des Heiligen Geistes in uns zum Leuchten gebracht werden? Drei konkrete Dinge möchte ich empfehlen: betrachten wir die Heilige Schrift, studieren wir den Katechismus und empfangen wir regelmäßig die heiligen Sakramente. Dies alles soll durch das Gebet getragen sein. So öffnen wir dem Heiligen Geist unser Herz, und er macht uns zu authentischen Christen und treuen Jüngern des Herrn.
Papst Franziskus grüßte anschliessend die deutschsprachigen Pilger wie üblich auf Italienisch. Der Mitarbeiter des Staatssekretariats verlas die deutsche Übersetzung wie folgt:
Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, insbesondere an die Neugetauften aus dem Bistum Magdeburg. In den neun Tagen vor dem Pfingstfest führen wir uns vor Augen, wie die Apostel vereint mit Maria, der Mutter des Herrn, um den Heiligen Geist gebetet haben. Auch wir wollen uns in diesen Tagen mit Maria und der ganzen Kirche verbinden, um diese wunderbare Gabe des Trostes und der Stärke für unseren Glauben zu erflehen. Gott segne euch alle.