Warum sollte Clemens XV nicht der neue Papst sein ? Clemens XIV., bürgerlich: Lorenzo Ganganelli, eigentl. Giovanni (Gian) Vincenzo Antonio Ganganelli, geboren am 31. Oktober 1705 in Santarcangelo di Romagna bei Rimini und gestorben am 22. September 1774 in Rom war von 1769 bis 1774 Papst.
Das dreimonatige Konklave nach dem Tod von Clemens XIII. war überschattet von der Jesuitenfrage und dem Druck, den die bourbonischen Staaten Portugal, Spanien und Frankreich auf das Kardinalskollegium ausübten. Es standen sich zwei Parteien gegenüber: Kardinäle, die den bourbonischen Kronen nahestanden und Gegner der Jesuiten waren, und die Gruppe der Zelanti, Freunde des Ordens. Nach dem 185. Wahlgang einigten sich die Kardinäle auf Ganganelli, der am 19. Mai 1769 zum Papst gewählt wurde und im Gedenken an seinen Vorgänger den Namen Clemens annahm. Am 28. Mai 1769 wurde er zum Bischof geweiht und am 4. Juni bestieg er den päpstlichen Thron.
Als Angehöriger der franziskanischen Ordensgemeinschaft und von bürgerlicher Herkunft unterbrach er die lange Reihe von Päpsten, die aus angesehenen italienischen Adelsfamilien stammten. Er schlug auch einen neuen politischen Kurs ein, indem er versuchte, sich mehr auf Mitarbeiter seines direkten Vertrauens zu stützen. In der Jesuitenfrage wollte der neue Papst vor allem Zeit gewinnen, da er im Konklave beide Parteien im Unklaren über seine Position gelassen hatte. In seinem Bemühen um eine Aussöhnung mit den bourbonischen Staaten bestimmte er zunächst die Aufhebung der Bannbulle In coena Domini, die ab Gründonnerstag 1770 nicht mehr öffentlich verlesen wurde. Durch dieses Zugeständnis an die bourbonische Forderung erreichte er, dass die päpstliche Nuntiatur in Portugal wieder eröffnet wurde. Doch der französische, der spanische und der neapolitanische König bestanden weiter auf der Aufhebung des Jesuitenordens. Sie versprachen einerseits die Rückgabe von Avignon und Benevent, das von Frankreich und Neapel besetzt war, drohten jedoch andererseits, sich sogar von Rom loszusagen. Unter diesem Druck schloss der Papst am 17. Oktober 1772 das Collegium Romanum, das römische Seminar, und die Ordenshäuser im Kirchenstaat und erlaubte im Februar dem Erzbischof von Bologna eine apostolische Visitation bei den Jesuiten. Am 21. Juli 1773 verordnete Clemens schließlich mit dem Breve (also nicht in einer Päpstlichen Bulle, sondern „per Brief“ mittels untergeordneter Rechtsform) Dominus ac redemptor noster die Aufhebung des Jesuitenordens. Das Breve beginnt mit einem Hinweis des Papstes auf seine Bemühungen um das friedliche Zusammenleben, gefolgt von einer Aufzählung von gegen den Orden erhobenen Vorwürfen von Sixtus V. bis Benedikt XIV. Das Wohl aller Staaten im Auge behaltend, habe er der Forderung der Herrscher Frankreichs, Spaniens, Portugals und Siziliens nachgegeben und dem Orden jede Funktion und Verwaltung aberkannt.
Clemens glaubte in den letzten Monaten seines Pontifikates, dass ihn die Oberen des Jesuitenordens noch aus ihren Zellen in der Engelsburg vergiften wollten. Dies wird von heutigen Historikern zumeist als unbegründet angesehen. Demgegenüber vertreten andere Stimmen oft den Standpunkt, dass Clemens das Jesuitenverbot zusätzlich mit einer Bulle verschärfen wollte und in der Nacht vor deren Unterzeichnung umgebracht wurde.