Die Menschen auf dem Petersplatz hielten den Atem an, als der Name verkündet wurde, mit dem niemand gerechnet hatte. Und die Welt fragte: Wer ist dieser Mann, nicht in den Medien unter den heißen Kandidaten gehandelt, der "vom anderen Ende der Welt" in das Zentrum der Weltkirche geholt wurde und der die Menschen mit einem schlichten "Brüder und Schwestern, einen guten Abend!" begrüßte? Dabei wussten die Eingeweihten, dass der italienischstämmige Kardinal aus Buenos Aires, Vertreter des "katholischen" Kontinents, der erste Jesuit auf dem Papstthron, schon beim letzten Konklave fast gewählt worden wäre. Jorge Mario Bergoglio, den neuen Papst und Nachfolger von Kardinal Ratzinger, umgibt ihn eine Aura des Geheimnisvollen. Doch durch starke symbolgeladene Gesten hat dieser schlichte und entschiedene Mann in kürzester Zeit die Herzen der Menschen erobert und die Welt zum Staunen gebracht.
In Argentinien ist ein Buch erschienen, dass die langen Gespräche aufzeichnet, die die Journalisten Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti über einen Zeitraum von zwei Jahren mit dem damaligen Bischof von Buenos Aires führten. Von seiner armen piemontesischen Herkunft und seiner Kindheit ist die Rede, von seinem ungewöhnlichen Werdegang, seinem späten Eintritt in den Jesuitenorden und seinem geradezu kometenhaften Aufstieg in der kirchlichen Hierarchie, aber auch von den schweren Zeiten der Militärdiktatur und von seiner Mission für die Ärmsten der Armen, von seinem Kampf gegen Ungerechtigkeit, gegen die Drogenmafia, Gewalt und Korruption. Auch sein religiöses Denken und sein spirituelles Profil werden auf einmal klar, die ihn dazu brachten den Namen des Franziskus wie ein signalhaftes Motto zu wählen. Ein faszinierend zu lesendes Buch bringt uns die verschiedenen Facetten dieses bescheidenen Mannes näher, der als jesuitischer Ordensmann ein zurückgezogenes Leben führte und nun zum ersten außereuropäischen Papst gewählt wurde.