Favorit als Nachfolger von Benedikt XVI ist auch Peter Turkson. Aus den Reihen der afrikanischen Kardinäle gilt der 64-jährige Peter Turkson aus Ghana, Vorsitzender des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, als geeignet für das Papstamt. Benedikt XVI selbst hatte es früher bereits für eine gute Idee gehalten, einen "dunkelhäutigen Papst" auf dem Heiligen Stuhl als Pontifex zu haben. Viele Katholiken in Afrika kritisieren die Weltkirche als "zu eurozentristisch".
Peter Turkson wurde am 11. Oktober 1948 in Nsuta Wassa, Goldküste, heute Ghana geboren. Er wurde als viertes von zehn Kindern des katholischen Zimmermanns Pius und der methodistischen Gemüseverkäuferin Agnes in Nsuta Wassa, Western Region, geboren. 1962 begann er mit dem Studium am St. Teresa’s Seminary in Amisano bei Elmina, das er 1967 beendete und zwischen 1969 und 1971 mit einem Philosophiestudium am St. Peter’s Regional Seminary in Pedu bei Cape Coast fortsetzte. Anschließend besuchte er das St. Anthony’s Seminary in den Vereinigten Staaten, das er als Master of Theology abschloss.
1975 bis 1976 arbeitete Turkson als Professor am St. Teresa’s Seminary. Am Päpstlichen Bibelinstitut erlangte er 1980 nach vierjährigem Studium das „Lizenziat der Heiligen Schrift“ (englisch licentiate in Sacred Scripture) und 1992 nach fünfjähriger Studienzeit den Doktortitel (englisch doctorate in Sacred Scripture). Zwischenzeitlich war Turkson als Lecturer an der University of Cape Coast (1981–1987) und am Saint Coeur de Marie Major Seminary in Anyama, Elfenbeinküste (1983–1986) sowie als Kaplan in Cape Coast (1984–1986) tätig. In den Sommermonaten 1979 und 1980 arbeitete der Ghanaer einige Wochen lang als Aushilfspfarrer im bayerischen Illertissen-Au.
Peter Turkson empfing am 20. Juli 1975 in der Franz von Sales-Kathedrale das Sakrament der Priesterweihe durch Erzbischof John Kodwo Amissah und wurde in das Erzbistum Cape Coast inkardiniert. Nach einem Jahr im kirchlichen Schuldienst am Seminar St. Theresa absolvierte er von 1976 bis 1980 ein Lizentiat im Fachbereich Exegese des Neuen Testamentes am Päpstliches Bibelinstitut in Rom. Er unterrichtete 1980/81 am Kleinen Priesterseminar St. Theresa und 1981/87 am Katholischen Priesterseminar St Peter seines Heimatbistums. 1987 wurde er am Päpstlichen Bibelinstitut promoviert. Er lehrte 1981/87 an der University of Cape Coast und 1983/86 am Seminar von Anyama, Elfenbeinküste. Er war 1984 bis 1986 Kaplan und Studentenpfarrer an der University of Cape Coast.
1992 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Cape Coast. Die Bischofsweihe am 27. März 1993 in der Franz von Sales-Kathedrale in Cape Coast spendete ihm Dominic Kodwo Andoh, Bischof von Accra; Mitkonsekratoren waren Peter Poreku Dery, Bischof von Tamale, und Peter Kwasi Sarpong, Bischof von Kumasi. Von 1997 bis 2005 leitete er die ghanaische Bischofskonferenz. Er ist Großkanzler der Catholic University College of Ghana. Seit 1997 gehört Turkson der Päpstlichen Kommission für den Dialog zwischen den Methodisten und den Katholiken an. Peter Turkson hatte zahlreiche weitere Ämter inne, unter anderem bei dem Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar.
2003 wurde er von Johannes Paul II. als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Liborio in das Kardinalskollegium aufgenommen. 2006 wurde Peter Turkson mit dem Order of the Star of Ghana, der höchsten Ehrung Ghanas, ausgezeichnet.Außerdem wurde ihm der Order of the Rock der Anomabo Traditional Area in Zentralghana verliehen. 2009 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Generalrelator der im Oktober desselben Jahres stattfindenden Sonderversammlung für Afrika der Bischofssynode. Ebenfalls 2009 wurde Turkson von Benedikt XVI. zum Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ernannt. Peter Turkson spricht Fante sowie andere Ghanesische Sprachen, fließend Englisch, Französisch, Italienisch, Deutsch, Latein und Hebräisch.
Peter Turkson setzt sich für die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen ein. Er kritisiert die umweltschädlichen Methoden der Ausbeutung von Bodenschätzen in Ghana durch multinationale Konzerne. Afrikanische Landwirte seien durch die dauerhafte Belastung der Böden mit Umweltgiften bedroht. Umweltschutz in Afrika ist im Eigeninteresse des Nordens, da sich klimatische Veränderungen nun weltweit auswirken. Die Verschlechterung der Lebensbedingungen in Afrika würde den Migrationsdruck auf Europa und Amerika erhöhen.
Peter Turkson ist Mitglied folgender Institutionen der römischen Kurie:
Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung (seit 2005)
Kongregation für die Evangelisierung der Völker (seit 2009)
Kongregation für die Glaubenslehre (seit 2010)
Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen
Päpstliches Komitee für die Eucharistischen Kongresse (seit 2010)
Peter Turkson erhielt für sein Engagement mehrere Auszeichnungen, darunter mindestens sieben Ehrendoktorwürden:
Ehrendoktorwürde der University of Ghana (2004)
Ehrendoktorwürde der University of Education, Winneba (2004)
Ehrendoktorwürde des Holy Cross College, South Band, IN, USA (2006)
Ehrendoktorwürde der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (2011)
Ehrendoktorwürde des Mount Saint Mary College, Newburgh, NY, USA (2012)
Ehrendoktorwürde der Saint Paul University, Ottawa, (2012)
Ehrendoktorwürde der Duquesne University (2012)
Nach der Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. wird er als papabile bezeichnet.