Favorit als Nachfolger von Benedikt XVI ist auch João Braz de Aviz. 2011 wurde der 65-Jährige zum Präfekten der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens gewählt. Er gilt als Befürworter der Hinwendung zu den Armen, wie sie die lateinamerikanische Befreiungstheologie anstrebt. Die Zeit wäre reif sein für einen Papst aus Südamerika. Dort leben 42 Prozent der weltweit 1,2 Milliarden Katholiken. Bei Kritikern gelten lateinamerikanische Geistliche jedoch als zu experimentierfreudig. Ein Nachteil für João Braz de Aviz und Odilo Pedro Scherer.
João Braz de Aviz wurde am 24. April 1947 in Mafra, Santa Catarina, Brasilien als eines von acht Kindern der Eheleute João Avelino de Aviz und Juliana Hacke de Aviz geboren. In seiner Kindheit zog die Familie nach Borrazópolis um. Am 21. April 1958 wurde Braz de Aviz an das Seminário Menor São Pio X. nach Assis entsandt. João Braz de Aviz studierte anschließend Philosophie am Priesterseminar Rainha dos Apóstolos in Curitiba und an der Theologischen Fakultät in Palmas. Von 1967 bis 1972 studierte er Katholische Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Braz de Aviz erwarb ein Lizenziat im Fach Katholische Theologie. Er empfing am 26. November 1972 durch den Bischof von Apucarana, Romeu Alberti, das Sakrament der Priesterweihe und wurde in den Klerus des Bistums Apucarana inkardiniert.
Von 1973 bis 1984 war João Braz de Aviz als Pfarrer in einigen Pfarreien des Bistums Apucarana tätig. Er war von 1984 bis 1985 Regens des Priesterseminars von Apucarana und von 1986 bis 1988 Regens des Priesterseminars von Londrina. 1989 wurde Braz de Aviz für weiterführende Studien nach Rom an die Päpstliche Lateranuniversität entsandt. 1992 wurde er mit einer dogmatischen Dissertation zum Doktor der Theologie promoviert. Von 1991 bis 1994 war João Braz de Aviz Pfarrer an der Kathedrale Nossa Senhora de Lourdes in Apucarana und Professor für Dogmatik am Istituto Teologico Paolo VI. in Londrina. Zudem war er Mitglied des Priesterrates und des Kollegiums der Konsultoren des Bistums Apucarana sowie Koordinator für die Pastoral im Bistum Apucarana.
Am 6. April 1994 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Flenucleta und bestellte ihn zum Weihbischof in Vitória. Die Bischofsweihe spendete ihm am 31. Mai desselben Jahres der Bischof von Apucarana, Domingos Gabriel Wisniewski CM; Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Vitória, Silvestre Luís Scandián SVD, und der Bischof von Palmares, Acácio Rodrigues Alves. João Braz de Aviz wählte sich den Wahlspruch Todos sejam um („Alle sollen eins sein“), der dem Evangelium nach Johannes (Joh 17,21 EU) entstammt. Als Weihbischof war João Braz de Aviz Generalvikar des Erzbistums Vitória und Präsident der regionalen Bischofskonferenz von Espírito Santo sowie Mitglied der Kommission für die Glaubenslehre in der Brasilianischen Bischofskonferenz. Zudem war er Sekretär des XIII. Nationalen Eucharistischen Kongresses.
Johannes Paul II. berief João Braz de Aviz im August 1998 zum Bischof von Ponta Grossa. Die Amtseinführung fand am 15. Oktober desselben Jahres statt. 2002 wurde Braz de Aviz zum Erzbischof von Maringá ernannt. Die Amtseinführung fand am 4. Oktober statt. Papst Johannes Paul II. berief ihn am 2004 zum Erzbischof von Brasília. Dieses Amt trat João Braz de Aviz am 27. März an. Im Mai 2010 organisierte João Braz de Aviz den XVI. Nationalen Eucharistischen Kongress.
2011 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Präfekten der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, umgangssprachlich auch Ordenskongregation genannt. João Braz de Aviz trat im Februar sein Amt an. Im feierlichen Konsistorium vom 18. Februar 2012 nahm ihn Benedikt XVI. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Sant’Elena fuori Porta Prenestina in das Kardinalskollegium auf.