Zwei afrikanische Kurienkardinäle die aussichtsreichsten Anwärter auf die Cathedra Petri: der 64-jährige Peter Kodwo Appiah Turkson aus Ghana, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, und der 80-jährige Francis Arinze aus Nigeria, Sub-Dekan des Kardinalskollegiums.
Francis Arinze
Was das nächste Konklave betrifft, liegen bei bei britischen Buchmachern die beiden profilierten Vertreter des Schwarzen Kontinents deutlich voran. Insider rechnen weniger mit Arinze, der sich zum Beispiel durch die Organisation der Weltfriedenstreffen von Religionsführern in Assisi profiliert hat und ein Mann für den interreligiösen Dialog wäre. Doch wegen seines Alters kommt er kaum als Nachfolger von Benedikt XVI. in Frage - als 80-Jähriger hat er - wie auch der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano - kein Stimmrecht mehr im Konklave. Turkson ist jünger und dynamischer. Er gilt in Fragen der Sexualmoral als ähnlich konservativ wie Arinze, aber als engagiert in Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat er sich 2012 für eine Finanztransaktionssteuer ausgesprochen. Vor wenigen Wochen hat er in einem Interview betont, die Ökonomie müsse sich auf das Gemeinwohl ausrichten.
Buchmacher und Insider zählen auch den 68-jährigen Kanadier Marc Ouellet zum engeren Kreis der "papabili", wie man die aussichtsreichen Anwärter auf das Papstamt nennt. Der frühere Erzbischof von Quebec, Angehörgier der Priestergemeinschaft von Saint-Sulpice, leitet an der römischen Kurie die Kongregation für die Bischöfe sowie die Päpstliche Kommission für Lateinamerika.
Von den Europäern werden nach den Pontifikaten eines Polen und eines Deutschen derzeit nur Italiener als seriöse Papstkandidaten genannt, kaum noch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn. Da im vorigen Jahrhundert drei italienische Päpste aus Venedig und zwei aus Mailand kamen, gilt das Augenmerk besonders dem 71-jährigen Angelo Scola. Er wirkte in beiden Metropolen, derzeit als Erzbischof von Mailand, davor viele Jahre als Patriarch von Venedig. Gewisse Chancen räumt man noch dem Genueser Erzbischof Angelo Bagnasco, dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, ein. Tarcisio Bertone, Kardinal-Staatssekretär unter Benedikt XVI., hat wohl zu viele Gegner, um als ernsthafter Kandidat zu gelten.
Vor dem letzten Konklave hat sich der derzeitige Papst, Benedikt XVI., für einen afrikanischen Papst ausgesprochen. Die in der Kirchengeschichte ziemlich einmalige Situation, dass ein freiwillig abgetretener Papst die Wahl seines Nachfolgers miterlebt, wirft natürlich die Frage auf, wie weit er auf diese Wahl zumindest indirekt Einfluss nimmt. Dass die Zeit für einen Papst aus dem Süden naht, hat sich schon beim letzten Konklave im Jahr 2005 abgezeichnet. Der heute 76-jährige argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, erhielt angeblich neben Joseph Ratzinger die meisten Stimmen. Als starke lateinamerikanische Kandidaten sind auch der Argentinier Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die orientalischen Kirchen an der Kurie, und der honduranische Weltpräsident der Caritas, Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa, anzusehen.
Nach dem Theologen Joseph Ratzinger wäre es naheliegend, wieder einen mehr politisch agierenden Kandidaten zu wählen. Die Zeichen im Kardinalskollegium stehen jedenfalls nicht auf einen Reformer im Sinn mitteleuropäischer Laien- und Pfarrerinitiativen.