Der Camerlengo ist verantwortlich für Verwaltung des Vatikans während der Sedisvakanz und für die Organisation des Konklaves. Der Camerlengo wird seit dem 15. Jahrhundert vom Papst ernannt. Er stammt aus den Reihen des Kardinalskollegiums. Ihm obliegt die Führung der Apostolischen Kammer (die päpstliche Finanzbehörde). Der aktuelle Camerlengo ist Tarcisio Kardinal Bertone, der bis zum Rücktritt von Benedikt XVI. am 28. Februar 2013 um 20 Uhr MEZ auch das Amt des Kardinalstaatssekretärs innehatte.
Der am 2. Dezember 1934 geborene Tarcisio Bertone wuchs mit sieben Brüdern auf und trat bereits im Alter von 16 Jahren in den Orden der Salesianer Don Boscos ein. Nach seiner Priesterweihe 1960 promovierte er in Kirchenrecht und lehrte anschließend mehrere Jahre an der Päpstlichen Salesianer-Universität sowie an der Lateran-Universität. Der jetzige Camerlengo gehörte zu den Revisoren des 1983 erschienenen neuen Kirchenrechts. 1991 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof der kleinen piemontesischen Erzdiözese Vercelli, doch schon vier Jahre später wechselte er zur Glaubenskongregation nach Rom. Dort war er Sekretär des Präfekten Kardinal Joseph Ratzinger, im Dezember 2002 wurde Bertone Erzbischof von Genua, seit 2003 ist er Kardinal. Der Erzbischof von Genua war gefragter und bereitwilliger Interviewpartner, der sich öfters zu einem Spektrum von wichtigen Themen äußerte, wie z.B. der Streit um die Mohammed-Karikaturen, der Film „Da-Vinci-Code“, die Einwanderungsfragen und die Bioethik. Besondere Sympathie erwarb sich der Camerlengo mit seiner Fußball-Leidenschaft. Er war Wiederholt im Fernsehen als sachkundiger Kommentator bei Übertagungen von Spielen der italienischen Liga Seria A zu hören. Neben der Vertretung des Papstes bei verschiedenen Auslandsmissionen übernahm Tarcisio Bertone auch eine stärkere Rolle als kirchlicher Ansprechpartner in der italienischen Politik. Mitarbeiter schildern Kardinal Bertone als aufgeschlossen, umgänglich und entschieden. Er nimmt nicht immer ein Blatt vor den Mund.